Materialpflege für Bürostühle: Zitrone für Chrom, Öl für Plastik

Da steht er also, der neue Bürostuhl. Entworfen wurde er von einem italienischen Designer, was man ihm auch auf den ersten Blick ansieht. Sein dunkelbrauner Lederbezug wirkt vor dem weißen Schreibtisch noch eindrucksvoller als in den kühnsten Träumen ausgemalt; sein Fußkreuz aus poliertem Edelstahl rundet den edlen Eindruck ab. Ob fürs Home Office, das Büro oder ein Arbeitszimmer: Wer in Büroeinrichtung aus dem Profi- oder Luxus-Segment investiert, legt nicht nur Wert auf Bequemlichkeit, sondern auch auf einen guten optischen Eindruck. Entsprechend will einen hochwertige Büroausstattung auch gut erhalten werden. Ein paar Tipps für die richtige Pflege – im ersten von zwei Beiträgen soll es um die „harten“ Komponenten von Büromöbeln gehen.

Es ist meist nur eine Frage der Zeit, bis das eingangs erwähnte Chrom-Fußkreuz des Chefsessels durch Schuhabsätze, kleinere Kollisionen mit dem Aktenschrank oder den täglichen Staubsaugereinsatz matte oder blinde Stellen bekommt. Das Plastik der Sitzschale kann durch Sonneneinstrahlung oder lange Benutzung seine Farbe verlieren oder spröde werden. Und entgegen verbreiteter Meinung können auch Stuhlbeine aus Edelstahl Rost ansetzen. Wer sich ein bisschen auskennt, kann mit einfachen Mitteln verhindern, dass Büromöbel allzu rapide altern. Denn mit der richtigen Pflege behalten sie ihren neuen Glanz über Jahre hinweg.

Eine kleine Hardware-Materialkunde

Schreibtisch-Stühle bestehen zu einem Großteil aus Kunststoffen auf Polymerbasis. Polypropylen (PP) kommt aufgrund seiner harten, festen und mechanisch belastbaren Eigenschaften häufig zum Einsatz. Metalle wie Chrom oder Edelstahl werden vor allem an jenen Stellen verwendet, an denen es um besondere Stabilität geht, wie etwa beim Fußkreuz, bei Tisch- oder bei Stuhlbeinen. Immer öfter kommen auch wieder verschiedene Hartgehölze wie Buche, Eiche oder Ahorn zum Einsatz, wobei dieser Markt natürlich eine Nische bedient und häufig von traditionellen Manufakturen versorgt wird. Da allerdings Design-Klassiker wie der amerikanische „Jasper“-Stuhl oder seine Wiedergänger vor allem bei Freunden eines gepflegten Vintage-Looks im Home Office wieder hoch im Kurs stehen und dort schon mal der geerbte Esstisch aus Nussholz ein neues Leben als Schreibtisch geschenkt bekommt, sei auch ein Blick auf die Grundsätze der Holzpflege geworfen.

Auch Schreibtisch- oder Schrank-Oberflächen können grundsätzlich aus Massivholz bestehen; bei aktuellen Systemmöbeln allerdings werden meist laminierte oder beschichtete Spanplatten beziehungsweise MDF (Mitteldichte Holzfaserplatten) verarbeitet. Beliebt sind der modernen und luftigen Optik halber auch Glasoberflächen, die meist aus Sicherheits- oder Plexiglas bestehen, das in manchen Fällen gefärbt oder geschliffen ist. Rollcontainer, Schreibtischbeine oder Regale können auch aus Aluminium, Stahl oder Chrom gemacht sein.

Jedem Material die richtige Pflege

Was für den einen Werkstoff eine Wohltat ist, ist für den anderen ein sicheres Mittel, ihn möglichst schnell zu einem Fall für den Wertstoffhof zu machen. Deswegen empfiehlt sich als erstes immer ein Blick in die Angaben des Herstellers zur richtigen Produktpflege. Vor allem bei beschichteten oder lackierten Oberflächen ist nämlich Vorsicht geboten: Allzu starke Putzmittel können das Material unansehnlich machen oder im schlimmsten Fall sogar beschädigen. Grundsätzlich gilt: Immer erst die sanfte Reinigung ausprobieren, zum Beispiel mit warmem Wasser und einem weichen Tuch. Erst, wenn das auch bei wiederholter Anwendung nichts hilft, auf mildes Spülmittel und nur im Notfall auf gröbere Chemiekeulen zurückgreifen.

Abgesehen von Spezialreinigern, die in so ziemlich jedem Baumarkt oder oft sogar in Drogerien angeboten werden, gibt es ein paar gute Hausmittelchen, um trüb gewordenen Glanz wieder aufzufrischen. Die Wahl des Mittels ist stark vom Material abhängig, deswegen sei hier ein genauerer Blick auf die meisten gängigen Werkstoffe geworfen, die in einem Büro auftauchen können.

Plastik

Plastik, insbesondere Polypropylen, ist an sich recht hart im Nehmen. Erfährt es keine rohe Gewalt, bricht es kaum und hält seine Form für eine halbe Ewigkeit. Einzig an der Optik kann sich unter gegebenen Umständen etwas ändern: Sonnenlichteinstrahlung oder die Anwendung von scharfen Putzmitteln lassen es bleich oder stumpf werden. Hat zum Beispiel die Sitzschale eines Schreibtischstuhls sichtbare Verschleiss-Spuren vom Alltagsgebrauch davongetragen, empfiehlt sich ein Hausmittel, das auch gern zur optischen Aufwertung von Auto-Cockpits verwendet wird: Sprüh-Öl. Vorab das fragliche Teil gut säubern. Dafür bieten sich feuchte Tücher an, die auch im Haushalt Anwendung finden, oder einfach ein Stück von der Küchenrolle und etwas Fensterreiniger. Anschließend gut trocknen lassen, einen weichen Lappen nehmen, etwas Öl darauf sprühen und die Plastikteile sorgsam einreiben.

Chrom

Es muss nicht immer Chromreiniger sein, um angelaufene Teile wieder zum Funkeln zu bringen. Natürlich kann man auch Schreibtisch-Beinen, Bürostuhl-Fußkreuzen oder Schrank-Armaturen mit einem fusselfreien Lappen und entsprechendem Spray aus dem Baumarkt zu Leibe rücken. Wesentlich umweltschonender und ebenso effektiv sind aber folgende Hausmittel: Vaseline, Zitronen oder Asche. Was zunächst kurios klingt, sind durchaus gängige Hilfsmittel in der Autobranche – wo Chrom ja hauptsächlich zuhause ist.

Wer etwa von vornherein verhindern will, dass Chromteile Rost ansetzen, der kann die edel blitzenden Stellen seiner Büroeinrichtung mit etwas Vaseline einreiben. Diese dünne Schutzschicht sorgt dafür, dass der Chrom gar nicht erst oxidieren kann. Ist es dann doch einmal soweit gekommen, kann eine Zitronenscheibe wahre Wunder wirken: Einfach die betroffenen Stellen damit abreiben, mit reichlich klarem Wasser nachspülen und einem weichen Tuch trockenreiben.

Wer einen Holzofen zu Hause hat, der kann auch eine Handvoll kalte Asche in einem ausgespülten Joghurtbecher mit ins Büro nehmen. Einen Schluck Wasser daraufgießen und mit einem Lappen eintauchen. Die betroffenen Stellen abreiben und wiederum spülen und trockenreiben.

Edelstahl

Ein probates Hausmittel zur Reinigung von Edelstahl-Bauteilen ist Natron. Dieses wirklich uralte Hausmittel zum Säubern von Küchen-Spülbecken wirkt selbstverständlich auch im Büro: Etwas Pulver auf einen angefeuchteten Schwamm geben, gründlich abreiben, einwirken lassen und mit warmem Wasser abwischen. Im Bedarfsfall die Anwendung so lange wiederholen und mit der Einwirk-Zeit experimentieren, bis das Ergebnis so aussieht, wie es soll. In jedem Fall mit warmem Wasser nachspülen und zum Schluss ganz trocken polieren.

Gängige Alternativen sind Backpulver, Alkohol oder auch Essig; und für weniger tiefe Reinigungen eine ausgiebige Politur mit einem Mikrofasertuch und gegebenenfalls etwas Spülmittel. Bei gebürstetem Edelstahl, einer optisch sehr reizvollen Variante von Stahlbauteilen, ist es wichtig, nie quer zum Schliff zu polieren, um den reizvollen Effekt möglichst lange zu konservieren. Zwar helfen die Hausmittel hervorragend; in diesem Fall ist jedoch die Industrie ein kleines bisschen überlegen. Sie hat nämlich Edelstahl-Pflegeprodukte entwickelt, die nach der Reinigung einen Schutzfilm auf der Oberfläche zurücklassen, der danach neue Fingerabdrücke oder Fettflecken vermeidet.

Massivholz

Etwas diffiziler wird’s beim Thema „Massivholz“. Wer echte Holzmöbel im Büro stehen hat, der muss sich erst gut informieren, bevor er mit dem Putzlumpen wedelt oder gar scharfe Reiniger anschleppt. Denn grundsätzlich gilt: Die meisten Möbel werden vom Hersteller versiegelt, damit Wasser, Fett oder Flecken auf dem wertvollen Naturprodukt keine Spuren hinterlassen und nicht ins Holz eindringen können. Es ist notwendig, bei einer Art der Versiegelung zu bleiben. Wurde das Holz zum Beispiel vom Hersteller eingeölt, muss es in regelmäßigen Abständen mit dem richtigen Öl nachbehandelt werden. Die Haltbarkeit einer Politur hängt stark vom Typ ab.

Wurde das Möbel gewachst, hat es wenig Sinn, zu Holzöl zu greifen. Wer einen Tisch oder einen Schrank recycelt und nicht so recht weiß, welche Konservierungs-Form der Vorbesitzer oder der Hersteller gewählt hat, sollte sich bei einem Schreiner informieren, der die Oberfläche mit einem fachkundigen Auge prüft. Im Zweifelsfall hat es vor allem bei teuren Möbeln Sinn, die guten Stücke abzuschleifen und komplett neu zu behandeln, um Kratzer, Flecken und vor allem Nässe fernzuhalten. Denn eins ist sicher: ist Holz einmal aufgequollen, ist dieser Prozess nicht mehr rückgängig zu machen.

Ob Büro-Boden, Tischplatte oder Schranktüre: Massivholz muss genährt werden, damit es nicht austrocknet. Wachs wird in diesem Zusammenhang bessere Fähigkeiten nachgesagt als Öl – wohingegen Öl besser vor Feuchtigkeit schützt. So genanntes Hartöl vereint die Stärken von beiden Substanzen.

Für alle Holzarten, ob geölt, gewachst oder lackiert gilt: Mit Naturseife und einem weichen Tuch sollten sich alle gängigen Gebrauchsspuren beseitigen lassen.

Laminat

Im Gegensatz zu Holz ist Laminat relativ einfach zu pflegen. Um Kratzer von kleinen Steinchen oder Bröseln zu vermeiden, sollten Laminatoberflächen oft gesaugt werden. Sind sie stärker verschmutzt, lohnt der Griff zum feuchten Bodenwischtuch, die im Fachhandel angeboten werden. Diese Tücher enthalten Öle und Wachse, die das Laminat schonen.

Beschichtete Spanplatten, Furnier und MDF

Auch Systemmöbel, die aus beschichteten Spanplatten, Holzfurnier oder MDF-Platten bestehen, bevorzugen die tägliche Pflege mit milder Seife und Wasser gegenüber dem Großputz mit viel Nässe und einer starken Seifenlauge. Grundsätzlich gilt auch hier: Gut nachtrocknen, damit keine Spuren zurückbleiben.

Glas und Plexiglas

So leicht und luftig Schreibtische mit Glas-Tischplatten im Büro auch wirken, so pflegeintensiv sind sie. Fettige Abdrücke von Fingern und Handballen, Kalkränder vom Wasserglas oder schlichtweg Staub und Fussel bedecken die Oberfläche, so scheint es, schneller als andere Oberflächen. Da man einfach alles sofort sieht, wirkt es auch so als sei Glas viel schneller schmutzig als Holz- oder MDF-Platten. Das gilt insbesondere für alle Glasflächen im Büro, die oft angefasst werden – also auch Glastüren oder natürlich Fensterscheiben.

Tabu ist bei der Glasreinigung eigentlich nur ein Hilfsmittel: der Staubsauger. Der Hartplastik-Saugaufsatz sowie die Plastik-Borsten der Reinigungsaufsätze können Glas nämlich verkratzen – selbiges gilt übrigens auch für Kunstfaser-Tücher. Ungünstig sind Putzmittel auf Basis von alkalischen Laugen, da sie das Glas schädigen können. Am besten erinnert sich der geneigte Büroarbeiter an die Vorgehensweise seiner Großmutter, die schmutzigen Fenstern mit weichen Baumwolltüchern, etwas Spiritus im Putzwasser und Fensterleder zu Leibe gerückt ist. Das funktioniert bei Glastischen ebenso gut wie Fensterreiniger oder die berühmte halbe Zitrone. Mit ihr lässt sich Glas prima einreiben. Das Ganze lässt man ein bisschen einwirken und spült es anschließend sorgfältig mit Wasser ab. Zur Nachpolitur ist ein weiches Tuch oder auch Zeitungspapier ratsam.

Ist es dann doch einmal passiert und es sind Kratzer ins Glas gekommen, raten Experten zur vorsichtigen Verwendung von Zahnpasta. Ein bisschen davon aus der Tube auf die verkratzte Stelle drücken, mit einem weichen Küchentuch kräftig und kreisförmig einpolieren und schließlich mit klarem Wasser abwaschen. Die Reinigungspartikel in der Paste, die sonst die Zähne reinigen, machen ihren Job auch auf Glasflächen und mildern grobe Kratzer – oder schleifen sie sogar ganz heraus.

Teil zwei befasst sich mit textilen Stoffen, die im Büro Verwendung finden.

Ergonomische Bürostühle

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